02.10.2024 Dialogisches Vorlesen: Was es ist, warum es wichtig ist und Tipps zur Umsetzung

Was ist dialogisches Vorlesen?

Dialogisches Vorlesen ist eine interaktive Methode des Vorlesens, bei der das Kind aktiv in den Leseprozess einbezogen wird. Im Gegensatz zum traditionellen Vorlesen, bei dem der Erwachsene den Text einfach vorliest, fördert das dialogische Vorlesen den Austausch zwischen Vorleser und Kind. Dabei werden Fragen gestellt, Kommentare gemacht und das Kind ermutigt, eigene Gedanken und Ideen einzubringen. Dies schafft eine dialogische Atmosphäre, die das Sprachverständnis und die Sprachproduktion des Kindes unterstützt.

Warum ist dialogisches Vorlesen so wichtig?

  1. Sprachentwicklung: Dialogisches Vorlesen fördert die Sprachkompetenz des Kindes, indem es dazu angeregt wird, eigene Gedanken zu formulieren und in Worte zu fassen. Dies hilft, den Wortschatz zu erweitern und die Sprachfähigkeiten zu verbessern.
  2. Kognitive Entwicklung: Durch das Stellen von Fragen und die Anregung zur Reflexion wird das kritische Denken und die Problemlösungsfähigkeit gefördert. Kinder lernen, Zusammenhänge zu erkennen und ihre eigenen Schlüsse zu ziehen.
  3. Stärkung der Bindung: Das gemeinsame Lesen und die daraus entstehenden Gespräche stärken die emotionale Bindung zwischen dem Vorleser und dem Kind. Es schafft eine wertvolle gemeinsame Zeit, die das Vertrauen und die Beziehung vertieft.
  4. Lesefreude wecken: Indem das Kind aktiv am Lesegeschehen teilnimmt, wird die Freude am Lesen geweckt. Es erfährt, dass Bücher nicht nur zum Zuhören, sondern auch zum Mitmachen und Mitdenken da sind.


Tipps zur Umsetzung des dialogischen Vorlesens

  1. Offene Fragen stellen: Stellen Sie Fragen, die das Kind zum Nachdenken anregen und längere Antworten erfordern. Beispiele sind: „Was glaubst du, warum der Charakter das getan hat?“ oder „Was könnte als nächstes passieren?“.
  2. Mit dem Kind ins Gespräch kommen: Reagieren Sie auf die Antworten und Kommentare des Kindes. Zeigen Sie Interesse und gehen Sie auf die Ideen des Kindes ein. Dies fördert einen echten Dialog und zeigt dem Kind, dass seine Meinung wertgeschätzt wird.
  3. Bilder nutzen: Nutzen Sie die Illustrationen im Buch, um das Gespräch zu vertiefen. Fragen Sie das Kind, was es auf den Bildern sieht und wie es die Handlung unterstützt.
  4. Vorwissen einbeziehen: Beziehen Sie das Vorwissen des Kindes mit ein. Fragen Sie, ob es ähnliche Situationen kennt oder wie es selbst in einer bestimmten Situation reagieren würde.
  5. Zusammenfassen lassen: Lassen Sie das Kind Teile der Geschichte in eigenen Worten zusammenfassen. Dies hilft, das Verständnis zu überprüfen und das Erinnerungsvermögen zu stärken.
  6. Gemeinsam spekulieren: Spekulieren Sie gemeinsam über den weiteren Verlauf der Geschichte. Dies fördert die Vorstellungskraft und das kreative Denken.


Beispiele für dialogisches Vorlesen

Nehmen Sie ein Buch wie „Der Grüffelo“ von Julia Donaldson. Stellen Sie Fragen wie: „Warum denkst du, hat die Maus dem Fuchs erzählt, dass sie den Grüffelo kennt?“ oder „Wie würdest du dich fühlen, wenn du der Fuchs wärst?“ Nutzen Sie die Bilder, um über die Emotionen und Handlungen der Charaktere zu sprechen.

Durch diese interaktive und einbeziehende Art des Vorlesens wird das Lesen zu einem aktiven und anregenden Erlebnis, das weit über das einfache Zuhören hinausgeht. Kinder lernen nicht nur die Freude an Büchern kennen, sondern entwickeln auch wichtige sprachliche und kognitive Fähigkeiten, die ihnen im weiteren Leben zugutekommen.