03.07.2025 Lesetandems: Gemeinsam lesen, gemeinsam wachsen

Zwei Kinder, ein Text – und ein starkes Konzept für mehr Lesekompetenz. Lesetandems sind eine einfache, aber äußerst wirkungsvolle Methode, um das Lesen im Unterricht zu fördern. Wie das geht, was dabei zu beachten ist und warum Tandems oft mehr bewirken als Einzelarbeit, erfahren Sie hier.

Was sind Lesetandems?
Lesetandems sind eine kooperative Lesemethode, bei der zwei Schülerinnen bzw. Schüler gemeinsam an einem Text arbeiten – meistens ein „stärkerer“ und ein „schwächerer“ Leser oder eine Leserin. Die Tandems lesen laut, im Wechsel oder abwechselnd mit unterschiedlichen Rollen. Ziel ist es, durch regelmäßiges, flüssiges Lesen das Leseverständnis, die Lesegenauigkeit und die Motivation zu verbessern.

Der Clou: Durch die soziale Interaktion entsteht eine unterstützende Atmosphäre, in der Fehler erlaubt sind – und Fortschritte gemeinsam gefeiert werden.

Warum funktionieren Lesetandems so gut?

  • Wiederholung schafft Sicherheit: Durch wiederholtes lautes Lesen verbessert sich die Leseflüssigkeit messbar.
  • Sozial lernen: Kinder lernen voneinander und entwickeln Verantwortungsgefühl füreinander.
  • Aktive Rolle für beide Partner: Der stärkere Partner korrigiert und unterstützt, der schwächere lernt in einem geschützten Rahmen.
  • Positive Gruppendynamik: Die Methode stärkt Klassenzusammenhalt und baut Lesebarrieren ab.

Zahlreiche Studien (u. a. von Rosebrock, Spinner, Lankau) bestätigen die Wirksamkeit – vor allem, wenn die Tandems regelmäßig und über längere Zeiträume hinweg arbeiten.

 

So funktioniert’s: Schritt für Schritt

1. Die Tandems bilden
Am besten funktioniert die Methode, wenn die Partner gut zueinander passen: ein lesestärkeres Kind übernimmt die Rolle des „Tutors“, das andere ist der „Leser“. Wichtig: Die Rollen sind klar, aber nicht starr – auch das „starke“ Kind profitiert, weil es Erklärungen in eigene Worte fassen muss.

2. Einführung der Methode
Bevor es losgeht: Methode und Ablauf erklären, Rollen klären, ggf. demonstrieren. Gerade jüngere Kinder brauchen ein klares Ritual (z. B. „Lesefinger benutzen“, „ruhig und deutlich sprechen“, „bei Fehlern freundlich verbessern“).

3. Textauswahl
Kurze, altersgerechte Texte mit Sinnabschnitten sind ideal. Anfangs kann es hilfreich sein, bekannte Texte zu nehmen, später neue – je nach Ziel: Leseflüssigkeit oder Verständnis.

4. Lesedurchgänge gestalten
Typischer Ablauf:
• Der starke Leser liest zuerst (Modellieren).
• Der schwächere Leser liest nach.
• Im 2. Durchgang liest das Tandem im Wechsel (abwechselnd Sätze oder Abschnitte).
• Optional: Fragen zum Text beantworten oder zusammenfassen.
Das Ganze dauert meist nur 10–15 Minuten – ideal als tägliches Ritual oder als Teil einer Lesestunde.


Tipps für die Praxis

  • Klare Regeln aufstellen: Wer spricht wann? Was tun bei Unsicherheiten? Wie wird verbessert?
  • Feedback geben lassen: „Wie war es heute?“ – Reflexion fördert Eigenverantwortung.
  • Tandems regelmäßig wechseln: So entstehen neue Dynamiken, es bleibt spannend.
  • Material vorbereiten: Texte laminieren, farblich markieren, Lesepässe nutzen.
  • Leistungsdruck vermeiden: Ziel ist nicht Perfektion, sondern gemeinsames Lernen.


Varianten und Weiterentwicklungen

  • Lesetandem digital: Mit Tablets oder Leselern-Apps kann das Prinzip auch mediengestützt umgesetzt werden.
  • Dreiergruppen: Ein drittes Kind übernimmt die Rolle des Beobachters und gibt Feedback.
  • Fächerübergreifend: Warum nicht mal in Geschichte oder Sachkunde mit Tandems Texte lesen?


Materialien und Links

  1. Stiftung Lesen – Methodentipps Tandem-Lesen
    Die Stiftung Lesen bietet eine umfassende Sammlung von Materialien zum Tandem-Lesen, einschließlich einer Lehrerhandreichung, eines Erklärfilms und eines Onlineseminars. Diese Ressourcen sind besonders für den Einsatz in den Klassenstufen 1 bis 4 geeignet und richten sich an Leseanfängerinnen und -anfänger sowie wenig lesende Schülerinnen und Schüler. 
    👉 https://www.stiftunglesen.de/loslesen/lesetipps-und-aktionsideen/detail/methodentipps-tandem-lesen
  2. BiSS-Transfer – Lautlese-Tandems im Schulunterricht
    Die Broschüre „Gemeinsam fit im Lesen“ des BiSS-Transfer-Programms stellt das Lautlese-Tandem als effektive Methode zur Förderung der Leseflüssigkeit vor. Sie bietet praxisnahe Anleitungen für die Umsetzung im Unterricht.
     👉 https://www.biss-sprachbildung.de/pdf/biss-broschuere-lautlese-tandems.pdf
  3. Beate Leßmann – Lesetandem
    Auf der Website von Beate Leßmann finden Sie Materialien und Erklärfilme zum Lesetandem. Die Seite bietet praktische Tipps und Anleitungen für die Durchführung von Lesetandems im Unterricht.
    https://www.beate-lessmann.de/lesen/lesetandem.html
  4. Grundschul-Blog – Mit Tandem-Lesen zu zweit zum Erfolg!
    Dieser Blogbeitrag beschreibt die Umsetzung des Tandem-Lesens in der Grundschule und gibt praktische Hinweise zur Verbesserung der Leseflüssigkeit durch gemeinsames Lesen.
    👉 https://grundschul-blog.de/mit-tandem-lesen-zu-zweit-lesefluessigkeit-verbessern/


Fazit: Lesen lernen im Doppelpack

Lesetandems sind kein neues, aber ein nachhaltig wirksames Konzept. Sie fördern Lesefreude, soziale Kompetenzen und das Gefühl, gemeinsam etwas geschafft zu haben. Vor allem schwächere Leserinnen und Leser profitieren – ohne Stigma, sondern mit Unterstützung.
Also: Tandem-Partner schnappen, Text auswählen – und loslesen. Sie werden überrascht sein, wie schnell Fortschritte sichtbar werden!