17.11.2025 Wie entsteht Leseschwäche?

In Deutschland kann etwa jeder fünfte Erwachsene im Alter zwischen 16 und 65 Jahren nicht ausreichend lesen und schreiben – das entspricht rund 10,6 Millionen Menschen. Dieses Ergebnis ist mehr als eine Statistik: Es steht für verlorene Chancen, für Unsicherheit im Alltag und für die Frage, wie gut unsere Gesellschaft Bildung ermöglicht und nutzt.

Woher kommt eine solche Leseschwäche? Der erste und zentrale Faktor liegt bereits vor der Einschulung: Kinder, die selten vorgelesen bekommen, in denen zuhause wenig gesprochen und wenig mit Büchern experimentiert wird, starten mit einem Nachteil. Ihre Sprachumgebung ist weniger reichhaltig, ihr Wortschatz kleiner, und sie begegnen der Schrift weniger motiviert. Dann kommt der Faktor Schule: Trotz guter Ansätze fehlt es vielerorts an Personal zur flächendeckenden Förderung, an genügend Lesezeit, an gezieltem Förderunterricht für jene, die langsamer vorankommen. Eine Analyse zeigte, dass bei der internationalen IGLU Studie bereits etwa 25 % der Viertklässler das Mindestniveau im Lesen nicht erreichen – und damit die Grundlage für spätere Lernschritte fehlt.

Ein dritter wichtiger Aspekt ist der sozioökonomische Hintergrund: Nicht einfach Herkunft oder Muttersprache, sondern insbesondere die Bildungs- und Erwerbssituation der Eltern sowie die Ressourcen im Haushalt entscheiden oft mit. Kinder aus Familien mit weniger Zugang zu Büchern, weniger Zeit zum Vorlesen oder weniger sprachlicher Förderung können den Rückstand in der Schule schwer aufholen und werden häufiger zu schwachen Lesern.

Und nicht zuletzt spielen Motivation und Selbstbild eine große Rolle: Wer von Beginn an das Gefühl hat, „ich bin schlecht im Lesen“, wer immer wieder Fehler erlebt und wenig Erfolgserlebnisse hat, verliert schnell das Vertrauen und damit die Lust. Lesen wird dann zur Pflicht statt zur Freude – genau das unterminiert eine gute Leseentwicklung.

Was heißt das konkret für unseren Alltag in der Schule, in der Familie und in der Leseförderung?
Erstens: Früh anfangen. Schon im Kindergartenalter kann durch Vorlesen, Erzählen, Sprachanlässe schaffen ein gesundes Fundament gelegt werden.
Zweitens: Lese- und Sprachförderung darf nicht isoliert sein – sie braucht Zeit, Raum und gezielte Angebote.
Drittens: Es braucht Erfolgserlebnisse: Kurze Texte, spannende Themen, Wahlmöglichkeiten und sichtbare Fortschritte stärken das Selbstvertrauen. Viertens: Motivation fördern – Lesezeit darf auch Spaß machen, Lesen darf eine Rolle spielen als Abenteuer, als Informationsquelle, als Gemeinschaftserlebnis.

Wenn Sie tiefer in die Ursachen schauen möchten, empfehle ich Ihnen folgenden Artikel: „Woher Leseschwäche kommt und was dagegen hilft“